Bäume pflanzen · Öko-Bing-Suche · Ecosia Datenschutz


Wie steht es um Datenschutz und digitale Nachhaltigkeit bei Ecosia? Die Suchmaschine setzt auf Umweltschutz und pflanzt für Suchanfragen bzw. geclickte Werbeanzeigen Bäume. Sie setzt auf die Such-Ergebnisse von Bing (Microsoft). Ein genialer Ansatz im Hinblick auf Ökologie.

Was ist Ecosia?

Ecosia ist eine Suchmaschine (https://www.ecosia.org/), die von der gleichnamigen GmbH mit Sitz in Berlin betrieben wird. Das Öko-Unternehmen wird vom Umweltaktivisten Christian Kroll geführt. Im Backend greift man auf den Such-Index von Microsofts Bing zu. Sagenhafte 80 % der (Werbe-)Einnahmen werden in Aufforstungsprojekte investiert und transparent dokumentiert.

Ecosia · Vorteile · Nutzerperspektive

„Green“-Ecosia ist schwerpunktmäßig keine Datenschutz-Suchmaschine, sondern verspricht Bäume. Im Schnitt braucht es 45 Suchanfragen, um eine Baumpflanzung zu finanzieren.

Ein Klick auf eine der lukrativeren Keyword-Anzeigen könnte mehrere Bäume gleichzeitig finanzieren. Andere wiederum, nur einen Bruchteil. Wenn man berücksichtigt, dass nicht jeder Ecosia-Nutzer bei jeder Suche auf eine Anzeige klickt, nehmen wir im Durchschnitt 0.5 Cent pro Suche ein (Ecosia.Zendesk.com).

Wälder sind zusammen mit Algen die „grüne Lunge“ des Planeten. Das Ecosia es geschafft hat, ein lukratives ökologisches Geschäftsmodell aufzubauen, kann ich unbeschränkt begrüßen. Wir leben gemeinsam auf der Erde und müssen unsere Lebensgrundlage bewahren. Einen Überblick über die Baum-Projekte gibt es hier. Zudem werden die Server von Ecosia werden zu 100% mit erneuerbaren Energien angetrieben. Das Unternehmen betreibt eigene Solaranlagen. In Orwell-Sprache ist Ecosia für die Umwelt doppeltplusgut. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Marktmacht von Google reduziert wird, da man im Hintergrund auf den Suchindex von Microsoft Bing setzt. Da sich Microsoft in seiner Datenschutzerklärung eine Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten für Daten einräumt, ist dies kein Datenschutz-Argument, sondern eine Vorbeugung von Monopolen.

Auch Bing wird bestimmt passable Such-Ergebnisse liefern. Von meinen Ecosia-Freunden habe ich nämlich noch keine Beschwerden gehört. Verkaufsargument der Öko-Suchmaschine bleibt aber stets der Aspekt Nachhaltigkeit. Ein Thema, das in der Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Einige mir lieb gewonnene Menschen haben auch mich zu einer ökologischeren Lebensweise geführt. Im Gegenzug versuche ich, Freunde, Bekannte und Verwandte von digitaler Nachhaltigkeit zu überzeugen. Kann Ecosia daher beim Datenschutz überzeugen?

Wie steht es um digitale Nachhaltigkeit? · Ecosia Kritik

Für das grüne Ecosia nimmt Datenschutz in der Selbstdarstellung eine immense Bedeutung ein.

Datenschutzfreundlich
Wir verkaufen keine Daten an Werbende, verwenden keine Drittanbieter-Tracker und anonymisieren sämtliche Suchdaten innerhalb einer Woche.
https://www.ecosia.org/

Um die Aussage der Ecosia-Startseite zu überprüfen, blicken wir in die Datenschutzerklärung.

Deine Suchanfragen werden von uns nicht permanent gespeichert.
Wir teilen deine Daten nicht mit Werbetreibenden.
Wir verschlüsseln deine Suchanfragen.
Wir verwenden keine externen Tracking-Tools
Wir lassen dich sämtliches Tracking deaktivieren
https://info.ecosia.org/privacy

Problematisch ist, dass Ecosia bei jeder Suche, die Suchanfrage samt IP-Adresse und Informationen über den verwendeten Browser an Bing, die Suchmaschine von Microsoft, weitergibt. Microsoft bzw. Bing löscht diese nach vier Tagen. Auf den Servern bleibt die IP-Adresse von Suchenden sieben Tage lang gespeichert. Behalten werden nur die Suchanfragen. Dies löst Startpage cleverer, indem man als „Proxy“ fungiert und grundsätzlich keine IP-Adressen speichert. Gravierend für den Datenschutz ist, dass bei Ecosia personalisierte Suchergebnisse standardmäßig aktiv sind. Das bedeutet, dass für jeden Nutzer eine eindeutige Kennnummer erzeugt wird, die an Bing gesendet wird. Diese wird von Bing gespeichert, um Suchergebnisse auf den individuellen Nutzer zuzuschneiden. Das finde ich nicht in Ordnung, verstehe aber die Intension von Ecosia (relevantere Suchergebnisse). Umwelt-Freunden empfiehlt es sich in den Einstellungen (bei Ecosia die drei Striche in der rechten Ecke) die Personalisierung auszuschalten.

Eine weitere Möglichkeit ist es, im Browser einfach die „Do Not Track“-Funktion zu aktivieren.

Schlechter schneidet leider die Ecosia-App ab. Sie setzt auf Chromium. Eine Möglichkeit einen Werbeblocker oder einen Trackingschutz einzurichten fehlt. Modifizierungen zur Verbesserung von Privatsphäre und Sicherheit sind nicht gestattet. Der Browser akzeptiert alle Cookies und deaktiviert die „Do Not Track“-Funktion in den Grundeinstellungen. Etwas widersprüchlich sind die Angaben zur App zwischen Exodus Privacy und der Datenschutzerklärung von Ecosia.

Zur Erfassung und Analyse von Absturzberichten unserer App nutzen wir den Dienst eines Drittanbieters („HockeyApp“). Insbesondere speichert und verarbeitet HockeyApp die folgenden Daten:
Technische Informationen, die für die Analyse relevant sind, z. B. Name des Gerätes, Hersteller, Modell, Betriebssystemversion, App-Version oder SDK-Version sowie Gerätenummer (IMEI).

In der App kommen folgende Conversion-Tracking-Dienste zur Anwendung:
Facebook Inc., 1601 S California Ave, Palo Alto, California 94304, USA; http://www.facebook.com/policy.php

Laut Exodus befindet sich in der Android-App ein Tracker von Microsoft Visual Studio App Center Crashes. Laut der Datenschutzerklärung von Ecosia kommuniziert die App mit dem Drittanbieter HockeyApp und setzt auf den Conversion-Tracking-Dienst von Facebook. Ersterer Sachverhalt ist einfach aufzuklären, da die Hockey Webseite zum Microsoft Visual Studio App Center weiterleitet. Microsoft hat den Dienst bereits im Jahre 2014 gekauft und nunmehr integriert. Ob in der App weiterhin Facebook-Tracking stattfindet, lasse ich an dieser Stelle offen.

Fazit · Ecosia · Datenschutz

Zusammenfassend ist Ecosia für seine Verdienste im Bereich Umweltschutz und ökologischer Nachhaltigkeit positiv herauszustellen. Digitale nachhaltige Projekte sind die Zukunft dieser Welt. Das globale Digital der Moderne hat heutzutage im Gegenzug wenig mit Datenschutz zu tun. In diesem Spannungsfeld hat Ecosia einige gute Ansätze. Ich würde die Öko-Suchmaschine im Vergleich zur Google-Suche als datenschutzfreundlicher bezeichnen. Aus einigen Interviews mit dem Gründer lese ich heraus, dass er bemüht ist, die Datenflut, die an Bing und damit an Microsoft fließt zu reduzieren. Ein richtiger Ansatz wäre es, wenn personalisierte Suchergebnisse standardmäßig ausgeschaltet wären. Zu bedenken möchte ich ebenfalls geben, dass Ecosia kein Geld für Suchanfragen erhält, sondern nur, wenn auf entsprechende Werbeanzeigen geklickt wird. Im Gegenteil muss Ecosia für die Nutzung des Bing-Suchindex bezahlen. Wer in seinem Browser Werbung blockiert oder nicht anklickt, stärkt also vor allem die Position von Microsoft. Mit Blick auf den Datenschutz rate ich vor allem von der App ab. Bei der Suchmaschine muss jeder selbst zwischen (mehr) Ökologie oder (mehr) Datenschutz abwägen. Suchmaschinen mit besserem Fokus auf Datenschutz sind Metager, Qwant oder Searx. In jedem Fall ist die Mission von Ecosia unterstützenswert. Selbst wenn man sich gegen die Suche mit Ecosia entscheidet, kann man zusammen mit dem Unternehmen Bäume kaufen. Liebe Grüße in Richtung Berlin!


LG Mr. Datenschutz – die Adresse für Datenschutz und Freiheit

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