Threema · Alternative für WhatsApp? · Datenschutz

Threema ist ein Schweizer Instant-Messaging-Dienst, der ohne die Angabe personenbezogener Daten verwendet werden kann. Die Kontaktaufnahme erfolgt mittels einer zufällig generierten Threema ID. Über 9 Millionen Anwender nutzen den Messenger (Stand Oktober 2020). Kann Threema als Alternative zu WhatsApp auch im Hinblick auf den Datenschutz überzeugen?

Wer steht hinter Threema?

Threema wird von der Threema GmbH mit Sitz in Pfäffikon in der Schweiz betrieben. Die Server befinden sich in zwei Rechenzentren im Großraum Zürich. Entwickelt wurde die App von Manuel Kasper, Silvan Engeler und Martin Blatter. Seit September 2020 ist die deutsch-schweizerische Beteiligungsgesellschaft Afinum Management AG an Threema beteiligt. Diese verlautbart, sich nicht ins Tagesgeschäft einzumischen, aber an zukünftigen Wertsteigerungen zu partizipieren.

Auf welchen Geräten kann man Threema nutzen?

Threema ist auf mobile Nutzung ausgelegt. Das Programm steht für die Betriebssysteme iOS und Android zur Verfügung und kann über Threema Web auf PC, Laptop und Tablet genutzt werden.

Was kostet Threema?

Eine Lizenz für Threema können Sie im AppStore von Apple (iOS) oder im Google Play Store von Alphabet (Android) für jeweils 3,99€ erwerben. In diesem Fall erhalten die Store-Betreiber ca. 30% der Einnahmen. Über die Funktion „Familienfreigabe“ bei Apple und Google können bis zu fünf weitere Familienmitglieder, die App ohne Mehrkosten herunterladen. Zudem besteht für Android-Nutzer die Möglichkeit im Threema-Shop Lizenzen ab 3,61€ zu erwerben. Bezahlen kann man mittels Banküberweisung (Vorkasse), PayPal (5% Gebühr), MasterCard oder Bitcoin. Wer seine preissensiblen Freunde, Bekannten oder Verwandten überzeugen will, kann diesen statt einem Bier in der Kneipe eine Threema-Lizenz spendieren. Hin und wieder ist Threema sogar mit 50% Rabatt im Angebot (vgl. MyDealz). Bedenkt man, dass es sich dabei um eine Einmal-Anschaffung handelt und Nutzer früher 0,89€ pro Jahr für WhatsApp gezahlt haben, fällt der Kostenfaktor kaum ins Gewicht. Ich verstehe gleichsam die psychologische Hürde im Kopf.

Wie finanziert sich Threema?

Abseits der einmalig erhobenen Lizenzgebühr bei Privaten und dem Merch-Verkauf finanziert sich Threema hauptsächlich über die Service-Angebote Threema Work, Threema Broadcast, Threema Gateway und Threema Education, die sich speziell an Geschäftskunden und Bildungseinrichtungen richten. Überzeugen konnte Threema z.B. bereits Daimler, Rossmann, Bosch und Thyssenkrupp. Hinter Threema steht also ein klares skalierbares Geschäftsmodell.

Wie richtet man Threema ein?

Ist die App installiert, muss man zunächst der Datenschutzerklärung zustimmen. Anschließend bewegt man seinen Finger im Feld um Zufallsdaten (Entropie) zu erzeugen. Diese werden genutzt, um ein Schlüsselpaar zu erzeugen, das mit der neuen Threema ID verbunden wird. Anschließend erhält man eine aus Zahlen und Buchstaben bestehende Threema-ID. Diese teilt man mit Freunden und Bekannten. Sie dient wie die Mobilfunknummer oder die E-Mail-Adresse bei anderen Messengern als Identifikationsmerkmal. Weiterhin kann man Threema Safe einrichten. Ferner wählt man einen Nickname aus, der Freunden angezeigt wird, wenn sie eine Nachricht empfangen. Zuletzt können zur besseren Auffindbarkeit eine Telefonnummer mit der Threema-ID verknüpft sowie die Kontakte aus dem Adressbuch synchronisiert werden. Da die Mobilfunknummer und das Adressbuch personenbezogene Daten sind, empfiehlt sich dies nicht. Dann muss man allerdings jedem händisch seine Threema-ID mitteilen. Schon kann es los gehen.

Wie sicher ist Threema? · Datenschutz

Kann Threema als Alternative zu WhatsApp auch im Hinblick auf den Datenschutz überzeugen?

Für die Nutzung von Threema spricht, dass die Server in der Schweiz liegen. Das Land selbst ist zwar die Schweiz längst kein „Daten-Hort“ mehr. Gleichsam gilt europäisches Datenschutzrecht.

Zudem werden Nachrichten bei Threema standardmäßig Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Im Jahr 2021 sollte dies mittlerweile Selbstverständlichkeit sein. Gleichsam muss E2E-Verschlüsselung z.B. beim Messenger Telegram erst vom Nutzer aktiviert werden (sogenannte geheime Chats).

Anders als die meisten Instant-Messaging-Dienste benötigt Threema für die Registrierung und Nutzung keine personenbezogene Daten. Die Threema-ID ermöglicht es, auch ohne Preisgabe der Mobilfunknummer oder der E-Mail-Adresse, zu chatten. Man kann seine Anonymität wahren.

Aufgrund des klaren Geschäftsmodells (Lizenzkauf, Geschäftskunden) ist Threema nicht auf die Sammlung und den Verkauf von Nutzerdaten angewiesen. Werbung ist keine Einnahmequelle.

Anfragen von Behörden veröffentlicht das Unternehmen im Transparenzbericht im Internet.

Lange Zeit stand der Messenger unter dem Aspekt „Closed Source“ in Kritik. Glücklicherweise hat sich Threema dazu entschieden, den Quellcode der App als Open-Source zu veröffentlichen.

Vorteile von Threema

Server in der Schweiz (europäisches Datenschutzrecht)
Ende-zu-Ende-Verschlüsselung
Anonyme Nutzung möglich (Threema ID)
Keine Sammlung von Nutzerdaten
Transparenzbericht (Threema.de)
NEU: OpenSource

Was kann man besser machen? · Verbesserungsvorschläge

An der einen oder anderen Stelle gibt es gleichsam Verbesserungsbedarf. Aus Gesichtspunkten der Usablity ist es wünschenswert, wenn Threema ein Multi-Device-Feature einführt. Schließlich nutzt man nicht selten mehrere Devices. Erfreulicherweise arbeitet man an diesem Feature. Für einen Geräte-Wechsel gibt es das Backup-Feature Threema Safe. Standardmäßig verwendet man für die Push-Benachrichtigungen auf Android „Firebase Cloud Messaging (FCM)“ und bei iOS „Apple Push Notification Service (APNS)“. Hier hat man sich für die User-Experience entschieden. Zumindest kann die Verwendung von Google-Diensten in den Optionen ausgeschaltet werden («Einstellungen > Über Threema > Fehlerbehebung > Polling aktivieren»). Im Hinblick auf die Beteiligung von Afinum Management AG bleibt zu hoffen, dass Threema nicht verkauft wird.

Verbesserungsvorschläge

Multi-Device-Feature
Firebase Cloud Messaging (FCM) · Google Push-Dienste
Proprietärer Serverteil

Fazit · Threema · Datenschutz

Threema macht im Hinblick auf den Datenschutz einiges richtig. Viele Gründe sind positiv hervorzuheben. Besonders lobenswert ist die Veröffentlichung des Quellcodes von Threema. Schwachstelle ist allerdings, dass der Serverteil weiterhin proprietär bleibt. Abgesehen kleiner Mankos liefert der Instant-Messaging-Dienst ein rundes Gesamtbild. Probieren Sie es aus!


LG Mr. Datenschutz – die Adresse für Datenschutz und Freiheit

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