Prepaid-Kreditkarten · Anonym im Internet bezahlen?

Im Supermarkt oder Discounter finden sich im Regal mit den Gutscheinen von Amazon, Zalando, Flixbus, Netflix, Spotify und Co. auch Prepaid-Kreditkarten von Mastercard oder Visa. Das hat mein Interesse geweckt. Kann man mit den Zahlkarten aus dem Laden anonym online bezahlen?

Welche bekannten Anbieter gibt es?

Bekannte Anbieter solcher Prepaid-Kreditkarten sind „Joker-Mastercard“, „Money2GoCard“ und „Mycard2Go“. Letzterer hat im Rahmen der Wirecard-Insolvenz seinen Geschäftsbetrieb eingestellt. Für eine Mastercard im App-Form ist zudem der deutsche Anbieter Vimpay bekannt.

Wie „anonym“ sind diese Dienste wirklich?

Gemeinsam ist diesen Diensten, dass im Rahmen eines Aufladelimits von 100€ teilweise auf die Erhebung einer Verifikation mittels Personalausweises oder anderer Ausweisdokumente verzichtet wird. Diese monatliche Grenze ergibt sich aus den Vorgaben des Geldwäschegesetz.

Das Geldwäsche, Finanzierung von Terrorismus und anderer illegaler Aktivitäten eingeschränkt werden soll, ist an sich eine gute Intension. Meiner Meinung nach ist die Grenze gleichsam zu niedrig angesetzt. Denn auch freiheitsliebende Bürger werden bei Nutzung von Bargeld bzw. anonymer Zahlungsmethoden mit dem Schleier der Kriminalität umhüllt. Dass die Identität nicht bestätigt werden muss, bedeutet aber nicht, dass keine Daten erhoben werden. Im Gegenteil:

In allen Fällen ist zumindest die Angabe einer Mobilfunknummer erforderlich, meistens auch Angabe von Namen und Adresse. Bei der Aktivierung von Joker-Mastercard und Money2GoCard ist die Liste noch länger: Vorname, Nachname, E-Mail, Mobilfunknummer, Straße, Hausnummer, Postleitzahl, Stadt, Aufenthaltsland, Staatsangehörigkeit, Geburtsort, Geburtsort, Land der steuerlichen Ansässigkeit, Steueridentifikationsnummer (TIN), Beschäftigungsart, Branche / Abteilung, voraussichtliche jährliche Nutzung, Gebrauchshäufigkeit. Folglich fallen auch hier personenbezogene Daten an. Von Anonymität ist nicht zu sprechen. Seit dem dramatischen Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt von Anis Amri bzw. genauer gesagt dessen politischen Instrumentalisierung zur Einführung der SIM-Karten-Registrierungspflicht in Deutschland benötigt man auch für die Nutzung von (neuen) Mobilfunknummern eine Identitätsbestätigung.

Für wen lohnen sich diese „anonymen“ Kreditkarten“?

Mangels Anonymität zählen Datenschützer wohl nicht zur Hauptzielgruppe dieser Prepaid-Kreditkarten. Da diese Finanzprodukte unabhängig von Einkommen oder Schufa-Auskunft vergeben werden, scheint der Markt vor allem auf finanzschwache Nutzer abzuzielen. An diesen verdienen Mastercard und die ausstellenden Banken über überdurchschnittlich hohe Gebühren.

Anonymität gibt es auch nicht bei Prepaid-Kreditkarten aus dem Supermarkt. Vielmehr treffen Gewinner der „digitalen Inklusion“ dessen Verlierern gegenüber. Schöne neue Zahlungswelt!


Schönes Neues Geld

Schönes Neues Geld von Norbert Häring setzt sich mit der „digitalen Inklusion“ im Finanzsektor auseinander. Lektüre über Profiteure der Bargeldabschaffung, Staaten und Unternehmen.


LG Mr. Datenschutz – die Adresse für Datenschutz und Freiheit

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